Bericht aus dem Kölner Stadtanzeiger vom 29.3.2005

Vergnügliches Mordspiel

Bericht aus KSTA vom 29.03.2005

 

 

Im April wird es in Kürten kriminell. Eine schwarze Komödie geht derzeit in Olpe in die heiße Probenphase.

 

Die Kürtener Theatergruppe „Nimmernett“ befindet sich auf der Zielgeraden. Die alljährliche Aufführung eines von der Chefin Brigitte Liegel persönlich ausgesuchten Stückes naht. Und so verwandelt sich ein Pavillon der Gesamtgrundschule Kürten-Olpe allmittwochabendlich in eine Probenbühne, auf der die Ensemble-Mitglieder die Szenen des Stückes „Sterben macht Erben“ üben. Vom 15. bis 17. April ist es dann soweit: Das vergnügliche Mordspiel von Norman Robbins, das die Gruppe frei interpretiert, wird in der Aula der Gesamtschule Kürten zu sehen sein.

 

„Wir legen Wert auf Lokalkolorit“, sagt Brigitte Liegel, die Regisseurin. „Das Publikum hat Spaß an Insider-Gags und einem gewissen Wiedererkennungseffekt.“

 

Und so wird der Schauplatz des Stückes kurzerhand von England auf das düstere, von unwegsamen Siefen umgebene Gut Hembach verlegt. Die Familie, die sich dort auf Einladung ihres Rechtsanwalts zusammenfindet, heißt „von der Höh“ und führt nicht wenig Abwegiges im Schilde. Doch das ist ganz im Sinne des Ensembles „Nimmernett“.

 

Die Kürtener Theatertruppe ist - Nomen est Omen - nicht auf Schmusekurs. Da wird kein harmlos-naives Volkstheater präsentiert, sondern gerne mal klein bis mittelgroße Seitenhiebe verteilt. „Ich suche mit Vorliebe Stücke aus, die einen satirischen Unterton haben. Es darf ruhig ein bisschen böse zugehen“, sagt Frau Liegel, die nicht nur das Skript, sondern auch das Zepter bei den Proben fest in der Hand hält. Die pensionierte Lehrerin gründete vor vier Jahren die Gruppe. „Ich habe damals eine theaterpädagogische Zusatzausbildung in Köln gemacht und musste als Abschlussarbeit eine Aufführung inszenieren. Das Stück hatte 70 Rollen. Ich musste aber mit 14 Darstellern zurechtkommen“, berichtet die 61-Jährige von den Anfängen.

 

Aus der ursprünglichen Zusammensetzung sind noch elf Mitglieder übrig geblieben. Es sind hauptsächlich Frauen aus Kürten, die Spaß am Theater haben. So kommt es dann auch schon mal vor, dass eine Frau einen Mann spielen muss. Im letzten Jahr übernahm die Familienmanagerin Doris Langstein die Rolle eines 100-Jährigen. „Wir freuen uns über jeden Mann, der sich trauen würde, bei uns mitzumachen“, meint Brigitte Liegel. „Aber natürlich sind uns auch weitere weibliche Mitglieder willkommen. Besonders über eine Vertreterin der jüngeren Generation würden wir uns sehr freuen. Dann ist mein Sohn mit seinen 26 Jahren nicht mehr so allein in seiner Altersklasse, und wir hätten wieder einen größeren Spielraum bei der Stückauswahl.“

 

Wer bei Nimmernett mitmacht, tut nicht nur sich selbst und seinem darstellerischen Potenzial etwas Gutes, sondern auch der Allgemeinheit. Denn die Theateraufführungen sind gleichzeitig Benefiz-Veranstaltungen zugunsten des Vereins BEKIK.

 

Der Verein kümmert sich um die Jugendlichen und hat sich zum Ziel gesetzt, in allen Kürtener Kirchdörfern Internetcafés einzurichten. Bisher hat die Theatergruppe schon 16 000 Euro eingespielt und hofft, dass mit Hilfe des Theaters sogar die Mittel für eine Sozialpädagogin zusammenkommen.